ÜBERSICHT

Die Seidenstraße

Text und Fotos Bruno Baumann

Es war der Super Highway der Antike, jenes Geflecht uralter Karawanen- und Völkerwanderungswege, der einstmals Europa mit China verband und unter dem ­Begriff Seidenstraße in die Geschichte einging. ­

Eigentlich müsste es Seidenstraßen heißen, die ­Mehrzahl also, denn dieser älteste interkontinentale Fernhandelsweg der Menschheit war nicht ein einziger Strang, sondern ein komplexes Netzwerk von Routen und Zweigen, die sich über tausende Kilometer vom Osten Chinas über Zentral- und Mittelasien bis ans Mittelmeer erstreckten.

Sie dienten dazu, die oft bedrohte, doch nie ganz ­unterbrochene Verbindung zweier einander fremder Welt­kulturen, der abendländischen und chinesischen, aufrechtzuerhalten. Auf ihr reisten fromme Pilger und Mönche, Kaufleute wie Marco Polo, aber auch die ­Eroberungsheere des Alexander oder Chinghis Khan.

Samarkand, Buchara, Chiva - Namen die auf der Zunge ­zergehen und wie Mantras klingen… Was ist davon geblieben? Geblieben sind die Menschen, ­die Nachkommen jener Völker, die diese riesigen Räume einst durchwanderten, beherrschten, um sie zu ver­lieren und ­erneut wieder zu besitzen. Geblieben sind auch Märchenstädte mit klingenden Namen wie ­Samarkand, Buchara, Chiva - Namen die auf der Zunge ­zergehen und wie Mantras klingen. Vor allem aber sind ­Naturlandschaften geblieben, die auf der Erde Ihres­gleichen suchen. Damit meine ich die großen Wüsten Asiens - Gobi und Takla Makan - und mehrere der höchsten Gebirge der Welt - Karakorum, Kunlun, Tien Shan und Hoher Pamir - über die Routen der ­Seidenstraße führten.

Bruno Baumann in der Gobi

Samarkand

Kamelführer

Kultur

Stationen und Impressionen im Netzwerk der Seidenstraßen [v.l.n.r. Bruno Baumann in der Takla Makan, Samarkand, mongolischer Kamelführer, Buchara Kalan Moschee].


AUSZUG AUS BRUNO BAUMANNS BUCH

Die Seidenstraße: Auf der legendären Route nach Asien

Seide war nur eines von vielen Gütern, die auf dem ältesten interkontinentalen Fernhandelsweg der Menschheit gehandelt wurden. Aus China kamen auch Porzellan, Teppiche, Jade, Gewürze und Tee nebst den Erfindungen, die im Reich der Mitte gemacht wurden wie Kompass, Papier oder Drucktechnik. Der Westen hatte vergleichsweise wenig zu bieten. Von den Römern holten sich die Chinesen lediglich Rüstungstechnik. Trotzdem war die Seidenstraße keine Einbahnstraße, denn auf ihr wurden nicht nur Waren befördert, sondern auch Religionen, kulturelles Gedankengut und Kunststile verbreitet. Im Gefolge der Kaufleute reisten Künstler, Architekten, Mönche und Priester. Zwei Weltreligionen verbreiteten sich entlang der Seidenstraße: zuerst der Buddhismus, dann der Islam. Hinzu kamen noch Einflüsse der persischen Lichtreligion des Mani und christlicher Nestorianer, die sich der Verfolgung im oströmischen Reich entzogen und entlang der Seidenstraße bis in die Oasenwelt des Tarim-Beckens gelangten, um dort Gemeinden zu gründen. Im Gefolge der Kaufleute reisten Künstler, Architekten, Mönche und Priester

Mit der Entwicklung des Seeweges, der Seidenstraße der Meere, entstand eine Alternative zum Landweg, der immer wieder durch kriegerische Ereignisse vorübergehend blockiert war. Den Todesstoß versetzte der Seidenstraße als Landverbindung erst die Entdeckung des Seeweges von Europa nach Indien durch Vasco da Gama (1468 oder 1469-1524).

Dieser wurde bald bis nach China hin ausgedehnt. Damit wurde Zentralasien als Dreh- und Angelpunkt des Handels bedeutungslos. Die Verlagerung auf den sicheren Seeweg bedeutete das Ende des Karawanenhandels und damit der Seidenstraße und den Niedergang des Reichtums und der Macht der Reiche, die entlang ihrer Routen lagen. Exponierte Oasenorte, einst des Handels wegen gegründet, wurden im Laufe der Zeit von den Menschen verlassen und fielen der Wüste anheim. Dort schlummerten die Überreste jahrhundertelang, wurden allmählich vom Sande verweht und gerieten in Vergessenheit – bis sie Kinder einer anderen Zeit wiederentdeckten.

Es war jener Ferdinand von Richthofen, der Namensgeber der Seidenstraße, bei dem ein junger Schwede studierte, der durch seine spektakulären Expeditionen durch Asiens Wüsten für Furore sorgte. Sein Name: Sven Hedin (1865-1952). Er läutete ein »internationales Wettrennen« um die Schätze der Seidenstraße ein, an dem sich Briten, Deutsche, Franzosen und Japaner beteiligten, bis dann zur Mitte des letzten Jahrhunderts die Chinesen die Tür zuschlugen.

Porträt Bruno Baumann Mann auf Bank Mann mit Kind

Für Bruno Baumann ist die Seidenstraße mehr als eine historische Handelsroute, sie ist ein moderner Verbindungsstrang zwischen Europa und Asien.

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