Editorial Günther Härter
Liebe Bergfreunde leidenschaftlich gerne sind wir in den Bergen unterwegs. Bereichernd dabei ist immer, wenn wir Int...
Er gilt als Solarplexus Asiens, auch als Herz des Kontinents, jener Knotenpunkt im Vierländereck von China, Pakistan, Afghanistan und Tadschikistan, an dem sich uralte Routen der Seidenstraße kreuzen und mehrere der höchsten Gebirge der Welt aufeinander treffen: Pamir, Karakorum, Hindukusch und Kunlun-Gebirge. Im vorletzten Jahrhundert Zankapfel kolonialer Interessen, dann Teil der Sowjetunion, befindet sich der Pamirknoten heute im jungen Nationalstaat Tadschikistan, eines der faszinierendsten Länder, die ich kenne. Zwei Volksgruppen leben in diesem Gebirgsland, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Die Tadschiken, ein kulturtragendes Volk persischer Zunge, sind Nachkommen der Sogdier, jenem Händlervolk der Seidenstraße, das in den berühmten Oasenstädten Samarkand und Buchara zu Hause war, die bis heute tadschikisch geprägt sind. Sie sind Bauern und Städtebauer, ganz im Gegenteil zum turk-mongolischen Steppenvolk der Kirgisen, die die dynamische Geschichte der Seidenstraße in den Pamir gespült hat. Beiden gemeinsam ist eine bedingungslose Gastfreundschaft, wie sie heutzutage nur noch selten anzutreffen ist.
Durch enge Schluchten windet sich die Straße von Dushanbe nach Khorog hinauf. Dort beginnt der Pamir-Highway, eine Erfindung der Russen, der das Gebirge durchschneidet, über Pässe und Hochplateaus, vorbei am Karakul-See und schließlich auf der kirgisischen Seite bis nach Osh an den Rand des Fergana-Beckens führt. Der Schwerverkehr hält sich in Grenzen, noch, denn die von China propagierte „Neue Seidenstraße“ lässt auf sich warten.
Stattdessen gibt sich hier ein buntes internationales Völkchen ein Stelldichein, hoch zu Fahrrad. Der Pamir-Highway gilt als eine der attraktivsten Radrouten der Welt. Das Reisen in Tadschikistan unbürokratisch und sicher. Die Landschaft im Hohen Pamir urwüchsig, einsam, spektakulär und erstaunlich wasserreich.
Noch eindrucksvoller ist es, den Pamir zu Fuß zu erkunden [Bild 1 links]. Hier gibt es noch keine mit Werbebotschaften besprühten Steine, keine Sterne-Hotels auf Trägerrücken, keine Lodges, dafür private gemütliche Homestays an den Ausgangs- und Endpunkten, Esel [Bild 2] für den Gepäcktransport und Natur pur. Täler mit satt-grünen Wiesen auf denen Teppiche von Edelweiss blühen, kristallklare Bäche und türkisfarbene Seen [Bild 3] über die eisfunkelnde 5000er und 6000er aufragen – viele davon noch nie bestiegen.
Ein besonderes Juwel liegt abseits des Pamir-Highways, der Wakhan-Korridor, eine schmale, aber klimatisch begünstigte, Talfurche zwischen Pamir und Hindukusch, durch die einstmals eine Route der Seidenstraße führte. Burgen und Festungen säumten den Karawanenweg, aber auch buddhistische Klöster, deren Überreste noch erhalten sind. Der Amu-darja, Schicksalsfluss Zentralasiens, der hier an seinem Oberlauf Panj heisst und bereits den alten Griechen als Oxus bekannt war, entwässert den Wakhan und bildet zugleich die Grenze zwischen Tadschikistan und Afghanistan. Unvergesslich der Blick [Bild 4] von der Jamchun Burg auf den Wakhan und die gegenüberliegende Talseite nach Afghanistan wo sich bereits die schneebedeckten Gipfel des Hindukusch zeigen.
Informationen über die TOP MOUNTAIN TOURS-Reisen mit Bruno Baumann.
TOP MOUNTAIN TOURS Homepage | Impressum | Magazin als Druckausgabe bestellen | Newsletter bestellen