ÜBERSICHT

Manaslu – Berg der Seele

Text Hubert Wehrs | Fotos Günther Härter und Hubert Wehrs

HERBST 1983 – ein Traum ist in Erfüllung gegangen. Zusammen mit Günther sind wir auf dem Rückweg unsererer erfolgreichen Expedition am 8163 Meter hohen Manaslu. Die zweite Begehung der Route von Reinhold Messner – beschrieben in einem seiner ersten Bücher „Sturm am Manaslu“ – ist uns gerade, in allerletzter Minute gelungen, bevor das Permit am 22. Oktober auslief.

Die Logistik des Rückmarsches ist etwas durcheinander gewirbelt und wir sind im Bergurwald unterwegs zum nächsten Ort der Zivilisation, dem Weiler Tal am Lauf des Marsyandiflusses gelegen. Die Küchenmannschaft, die uns während der langen Expeditionstage hervorragend betreut hat, ist schon weit voraus, Im steilen Bergwald mit knurrendem Magen … Günther und ich sind im wahrsten Sinne des Wortes auf dem Zahnfleisch unterwegs.

Im steilen Bergwald mit knurrendem Magen laufen wir beide einem Ziegenhirten über den Weg. Seelenruhig sitzt er im Schatten, mit sich und der Welt sichtlich zufrieden. Mit Händen und Füßen – auch mit ein paar Brocken Nepalesisch – versuchen wir ihm zu erklären ob er uns etwas zu essen und zu trinken geben könnte.

Abstieg von Lager 4 Manaslu

Im Abstieg von Lager 4 nach dem Gipfeltag.

Pfeiler an der Manaslu Südwand

In Tal 1983 (v.l.n.r.) Uwe Scheelhas, Fuzzy Kellner, Günther Härter, Herrmann Tauber, Herbert Streibel und ein einheimischer Träger.

Tatsächlich, nach einiger Zeit der Gebärdenspache greift er in seine Hirtentasche und reicht uns ein köstlich duftendes Fladenbrot. Gegen den Durst bekommen wir etwas Milch von seinen Ziegen. Wir sind überglücklich, kramen aus unserem Rucksack ein paar Rupien, bedanken uns und machen uns auf den Weg nach Tal um auf den Rest der Sherpas und der Küchenmannschaft zu treffen.


TAL – 34 JAHRE SPÄTER IM MAI 2017. Die zehnte Etappe auf unserem Trekking rund um den Manaslu. Im Schatten des wunderschönen Gartens der Lodge Potala Guesthouse, diesmal am gedeckten Mittagstisch und einer eisgekühlten Cola. Mein Blick ist wie gebannt auf einen steilen Weg gerichtet, der geradewegs in die fast senkrechten Hänge über meinem Kopf führt. Immer noch zweifelnd, ob es der Weg von damals war …

Aber die Zweifel schwinden – und dann bin ich mir ganz sicher.

Jetzt hält mich nichts mehr – auf dem Smartphone wähle ich die Nummer aus den Favoriten und es meldet sich Härter Top Mountain Tours. Der Kreis schließt sich und mit kurzen Worten schildere ich Günther, der gerade im Büro am Starnberger See sitzt, von welchem Ort ich mich melde.

Potala Guesthouse in der Ortschaft Tal

Im Mai 2017, Mittagspause im Potala Guesthouse in der Ortschaft Tal.

ÜBER DREI JAHRZEHNTE sind vergangen, in den letzten elf Tagen habe ich den Berg der Seele auch von seinen anderen Seiten – nicht nur von Osten, Norden und Westen, sondern auch in einer neuen emotionalen Tiefe erlebt. Es hat die Seele berührt…

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