ÜBERSICHT

Begeisterung …

… war und ist das Ziel.

WAS SICH BEIM ZUSAMMENKOMMEN 2021 von TMT, beim "Abklettern" auf Messners Schloss Firmian, schon abzeichnete, ist zwischenzeitlich vollzogen worden. Der Patron und Gründer des Bergsport Reiseanbieters TOP MOUNTAIN TOURS, Günther Härter, hat an die nächste Generation übergeben. Und was vielen Familienbetrieben so große Schwierigkeiten bereitet, nämlich das Loslassen des Seniors, wurde ebenso geplant, souverän und erfolgreich vollzogen wie eben auch die Angebote des Unternehmens durchgeführt werden. Stefan Härter hat nun, nachdem er bereits seit dem Abschluss seines Studiums International Business and Management 2012, also seit über 10 Jahren mitgearbeitet und zunehmend Verantwortung übernommen hat, die Führung inne. Und mit dem Papa Günther einen Berater in der Hinterhand, der bei Bedarf gerne mithilft und sich weiterhin gerne einbringt. Es gibt in der ganzen Bergsport Reisebranche kaum einen, der auf so viel Expertise und Berufsjahre zurückgreifen kann wie der Günther.

Als wir uns vor fast 50 Jahren kennenlernten, dachte keiner von uns an einen Berufsweg wie wir beide in dann eingeschlagen haben. Ich hatte im Dezember 74 gerade meine Grundausbildung bei der Bundeswehr in Mittenwald beendet und wurde in den Hochgebirgszug versetzt. Dort traf ich Günther erstmals und er hatte wohl schon gehört, dass ich bergsportlich recht fit war und mich eingeladen, mit ihm am Wochenende auf die Stuibenhütte oberhalb von Garmisch zu gehen. Wir hatten damals viel Spaß, lustig ging’s zu, ein Abend mit reichlich Weißbier. Ich lernte andere Garmischer kennen und gemeinsam ging’s am Sonntag auf die Alpspitze. Günther war anders als die Unteroffiziere die ich in der Grundausbildung kennen gelernt hatte. Offen und vor allen emphatisch, kein Kommisskopf dem es wie vielen Freude bereitet hatte, uns Rekruten über den Kasernenhof zu jagen. Er war vor allem ein ausgezeichneter Allroundbergsteiger und hatte gerade seine Bergführerausbildung abgeschlossen.



Dieses Wochenende wurde dann der Beginn einer Freundschaft in der der eine immer dem anderen, wo irgend möglich und nötig, geholfen hat. Über viele Jahre hinweg unternahmen wir extreme Bergtouren und bildeten eine erfolgreiche Seilschaft. In den 70ern sammelten wir „Pausetouren" (nach den Büchern „Im extremen Fels“ und „Im steilen Eis“ von Walter Pause) und freuten uns, wenn wir Führerzeiten halbierten. Während meiner Wehrdienstzeit fuhren wir fast wöchentlich nach Dienstschluss an die Martinswand, die Begehungszeit der Spitzenstätter lag irgendwann dann im Herbst bei 1 Stunde und 21 Minuten. Die Auckenthaler durchstiegen wir zu dritt mit Reinhard Schiestl mehr oder weniger simultan, Günther voraus, in 36 Minuten. Speed Climbing war zwar noch nicht erfunden, aber schnell bedeutete für uns Sicherheit, und Günther bewegte sich in jedem Gelände äußerst souverän.

Pfeilerlager Manaslu

Die Eiger Nordwandwand durchstiegen wir im Spätherbst, die Verhältnisse waren schon winterlich, aber Frost und Neuschnee hielten die lockeren Steine zusammen. Während des gesamten Durchstieges kein einziger fallender Stein. Günther war immer ein glänzender Stratege, wusste wann man was machen durfte. Risikomanagement war für ihn selbstverständlich. Spaß hatten wir damals auch im Biwak, wir waren zu fünft und nach dem Kochen war es eine gesellige Runde unter Männern bis tief in die Nacht hinein.

Die 70er waren wilde Jahre und wild waren auch Günthers Soloklettereien . Ein hohes technisches Können, Selbstvertrauen und starke Nerven ermöglichten ihm erste Alleinbegehungen der Brandler am Oberreintaldom sowie der Schubert an der Schüsselkarwand. Letztere teilweise selbstgesichert, glücklicherweise, sonst hätte der Sturz durch Hakenausbruch erst 300 Meter tiefer im Kar geendet. Jahre in denen über 100 Klettertouren zu Buche standen sorgten dafür, dass am Ende der wilden 70er Günthers Tourenbuch fast schon einer enzyklopädischen Sammlung an Extremklettereien entsprach.
Nicht nur zufrieden sollten die Kunden sein, Begeisterung war das Ziel!
NATÜRLICH TRÄUMTEN damals alle leistungsstarken Jungen von einem Achttausender. Die konnte man noch nicht bei Veranstaltern buchen und häufig gings noch darum, überhaupt den Ersten eines jeweiligen Landes auf den Berg zu bringen. Die Freude war riesig als wir beide für den Herbst 78 von Dr. Herrligkoffer eine Einladung zu seiner Everest Expedition bekamen. Nie zuvor waren wir je aus Europa rausgekommen und lernten so bereits auf dem dreiwöchigen Anmarsch eine neue und völlig exotische Welt kennen. Am Berg begann dann die harte Arbeit. Jeder musste mindestens 5 mal zu Lager 1 und weiter zu Lager 2, jeweils mit 15 kg Last, wir hatten einfach zu wenig Sherpas. 5 1/2 Stunden plagten wir uns durch den Khumbu, aber von mal zu mal wurde die Akklimatisation besser und wir konnten die Zeit auf 2 1/2 Stunden drücken. Günther war extrem höhentauglich und willensstark – für mich immer Vorbild und Motivator. Umso trauriger war ich, als er nach Erfrierungen in der Lhotseflanke beschloss abzubrechen um nicht seine Zehen zu riskieren. Damals hatte er sich nach der Entlassung aus der Bundeswehr bereits entschieden als Bergführer zu arbeiten. Diese Expedition und das gesamte Reiseerlebnis, wenn auch letztlich für ihn ohne den Gipfel des Mount Everest erreicht zu haben, markierte den Beginn einer neuen Phase in Günthers (Bergsteiger-)Leben. Die hohen Berge und fremde, exotische Länder mit deren Bewohnern und Kulturen faszinierten ihn fortan.

Beim Summit Club fand er Arbeit als Bergführer, half aber immer wieder auch im organisatorischen Bereich mit aus und etablierte sich nach und nach im Team. Hoch angesehen bei den Bergführerkollegen übernahm er bald Teile der Angebotsplanung und die Einteilung der Tourenführer. Neue Ziele auszukundschaften, Kontaktepflege zu Partnern, seine Neugier hat ihn dabei stets geleitet und angetrieben. Und natürlich immer wieder selbst Expeditionen leiten, die hohe Erfolgsquote war Ausdruck seiner umsichtigen Führung. Nicht selten erreichten alle Teilnehmer den Gipfel. Diese Talente blieben auch Günter Sturm, Gründer und Mastermind des Summit Club nicht verborgen. Er wurde für ihn zum Mentor und Förderer. Bereichsleiter Alpenprogramm, Procura und schließlich stellvertretender Geschäftsführer. Dass er auch Krisenmanagement beherrschte bewies er nach dem Lawinenunglück im Jamtal zum Millennium. Souveräne Interviews vor der sensationshungrigen Presse, die gerne einen Schuldigen ans Kreuz genagelt hätte. Bergsteigen ist halt nun mal gefährlicher als Briefmarkensammeln und hundertprozentige Sicherheit gibt es dabei nicht.

Es war dann nur logisch, dass Günther derjenige war, der als Nachfolger Sturms zum Geschäftsführer berufen wurde. Hatte sein Vorgänger noch uneingeschränkte Rückendeckung vom DAV Präsidium gehabt, geriet der Club jetzt aber zeitgeistbedingt zunehmend in die Kritik. Darf man in Zeiten der Klimaerwärmung noch Fernreisen unternehmen? Passt das zum Alpenverein? Erfolg ruft auch immer Neider auf den Plan und so wurde jetzt zunehmend versucht, Einfluss auf die DAV Tochter zu nehmen. Politische Diskussionen waren die Folge, die Führung des Summit Club wurde zunehmend schwieriger und die Einflussnahme vom Alpenverein größer. Und dabei wollte Günther und sein Team einfach nur gute Arbeit machen und die Kunden begeistern. Die Aussage eines Präsidiumsmitglieds möge bezeichnend sein für das was damals ablief "Einen besseren Chef werden wir nie mehr finden!“.

Als Konsequenz verließ Günther den Club, nahm sich eine Auszeit und beschloss dann, trotz der Option nicht mehr arbeiten zu müssen, ein eigenes Unternehmen zu gründen. Mit fast Ende 50 ein mutiger Schritt, aber für jemanden der seine Leidenschaft zum Beruf gemacht hat, gewohnt war selbständig zu arbeiten und zu entscheiden, die logische Konsequenz. Und wenn der Günther was macht dann macht er’s richtig. Mit klarer Zielsetzung und einem schlüssigen Konzept. Klein aber fein war das Motto, Klasse und Masse vertragen sich halt schlecht. Das Angebot wurde auf Premium-Kundschaft ausgerichtet, dementsprechend Reiseziele und Unterkünfte ausgewählt. Zahlreiche neue, noch unbekannte Destinationen wurden angeboten. Die Freude am Neuen war Günther nie abhanden gekommen. Immer wieder hat er Ideen generiert und selber getestet. Was angeboten wurde, musste so sicher und perfekt wie möglich sein. Viele Gruppen hat er selbst geleitet, Freundschaften zu den Teilnehmern geschlossen und auch auf diesem Wege viele Stammkunden gewonnen. Nicht nur zufrieden sollten sie sein, Begeisterung war das Ziel.

HEUTE gibt es wohl kaum einen in der Bergsportbranche der ähnlich viele Ziele, Berge, Länder und Wüsten gesehen hat wie er. Diese Begeisterung für das Unterwegssein und andere Kulturen hat sich auch auf die nächste Generation übertragen, wenn auch nicht mit der extremen alpinen Komponente, worüber der Vater sehr froh ist. Integriert wurden bei TMT neben Stefan auch die beiden anderen Söhne Martin und Daniel, die ebenso in die Firma eingebunden sind.

UND STEFAN, einst ähnlich ambitionierter und begeisterter Fußballer wie der Vater in den Bergen, hat längst neben den Stollenschuhe auch diverse Bergstiefel im Regal. In den letzten Jahren bestieg er verschiedene Berge wie z.B. Aconcagua, Elbrus, Misti, Jebel Toubkal, Montblanc, viele Destinationen und Partner kennt er persönlich und pflegt das hervorragende Netzwerk von Partnern auf der ganzen Welt. Die Neugier plus die Freude am Organisieren und Reisen hat er vom Papa übernommen und hat mit Ende 30 bereits über 40 Länder auf sechs Kontinenten selbst bereisen dürfen. Nach 10 Jahren "Lehrzeit" beherrscht er das Genre. Geblieben ist das Konzept und die Ausrichtung „Premium", mit Berg, Kultur, Kulinarik und Komfort (wo möglich).

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