ÜBERSICHT

Die Kunst des [Berg]-Reisens

Von der Begegnung zur Selbsterkenntnis

Es ist ein unschätzbares Glück, in einer Familie aufgewachsen zu sein, in der das Reisen und die Begegnung mit Menschen aus der ganzen Welt immer schon ein wesentlicher Teil waren. Die vielen Reisen der Eltern und die Bilder und Eindrücke aus aller Welt haben mich stets fasziniert und neugierig gemacht. Als ich als junger Erwachsener das erste Mal für einen längeren Zeitraum meine Heimat verließ, entschied ich mich, einige Monate in Neuseeland zu verbringen – fast genau auf der gegenüberliegenden Seite der Erde. Diese Distanz reizte mich, denn ich sehnte mich danach, etwas völlig Neues zu erleben.

Als ich in Neuseeland ankam, war ich zunächst von den dominanten europäischen Einflüssen überrascht. Vermutlich ging ich naiv an die Sache heran, und meine Erwartungen waren unausgereift. Doch die gesamte Reise, die wunderschönen Landschaften der Nord- und Südinsel, die Maori-Kultur und die unglaublich offene und hilfsbereite Art der Kiwis hinterließen bei mir einen tiefen Eindruck.

Diese erste große Reise ermöglichte es mir, über den Tellerrand hinauszuschauen. Johann Wolfgang von Goethe formulierte es folgendermaßen:

Die Reise gleicht einem Spiel; es ist immer Gewinn und Verlust dabei, und meist von der unerwarteten Seite; man empfängt mehr oder weniger, als man hofft. Johann Wolfgang von Goethe

Für Naturen wie die meine ist eine Reise unschätzbar: sie belebt, berichtigt, belehrt und bildet. Johann Wolfgang von Goethe

Dieses Zitat zeigt wunderbar, dass Reisen nicht nur physische Bewegung ist, sondern auch eine Gelegenheit zur Selbstreflexion und zum Lernen bietet. Goethe fordert uns auf, sich auf das Unbekannte einzulassen, was dazu führt, bestehende Überzeugungen zu hinterfragen und neue Perspektiven zu gewinnen. Damit dies überhaupt möglich ist, muss man auf einer Reise den Kontakt zu Einheimischen suchen und in ihre Kultur eintauchen. Manchmal fällt dies leicht und fasziniert, ein anderes Mal schreckt das Fremde ab. Bestehende Überzeugungen tatsächlich zu hinterfragen, ist oft nicht einfach und erfordert Anstrengung.

Es ist ein Segen, dass unsere Reisen die Kombination von körperlicher Anstrengung und kulturellem Eintauchen bieten. Das schrittweise, bewusste Annähern an einen Berg in einer fremden Umgebung – gemeinsam mit einer lokalen Mannschaft – fördert nicht nur die Akklimatisierung an die Höhe, sondern schafft auch die Möglichkeit, in tieferem Sinne zu reisen.

Das Entdecken neuer Grenzen – geografischer wie auch mentaler und persönlicher.

Wenn man im Gebirge unterwegs ist, merkt man schnell wie klein man ist und Demut ist eine logische Konsequenz. Und wer sich jemals in großer Kälte, fernab der Zivilisation, unter Sauerstoffmangel im Zelt gefragt hat, „Was mache ich hier eigentlich?“, kennt die Erfahrung des Reisens an die eigenen Grenzen. Wenn die Nacht dann noch von wenig erholsamen Schlaf geprägt ist und die immer wiederkehrenden Windböen vermuten lassen, dass das Zelt gleich wegfliegt, beginnt ein Kampf.

In einer solchen Situation die persönlichen Bedürfnisse hintenanzustellen und das Ziel und Wohlergehen der gesamten Gruppe im Blick zu behalten ist kein leichtes Unterfangen. Doch der Prozess des Überwindens äußerer Hindernisse prägt letztlich den Charakter und führt zu Selbsterkenntnis, inneren Stärke und Standhaftigkeit.

Wie treffend hat es Sir Edmund Hillary formuliert:

Es ist nicht der Berg, den wir erobern, sondern uns selbst. Sir Edmund Hillary

Der Kampf mit dem Ego und das Streben, ein besserer Mensch zu werden, sind spirituelle, ur-religiöse Anliegen.

Der amerikanische Schriftsteller Mark Twain sagte:

Reisen ist tödlich für Vorurteile, Bigotterie und Engstirnigkeit, und viele unserer Leute brauchen es dringend aus diesen Gründen. Mark Twain

Auch das häufig Alexander von Humboldt zugeschriebene Zitat:

Die gefährlichste Weltanschauung ist die Weltanschauung derjenigen, die die Welt nie angeschaut haben. Alexander von Humboldt

zeigt, wie wichtig es ist, die Welt mit eigenen Augen zu sehen.

Der Massentourismus hingegen fördert meiner Ansicht nach den Eskapismus und die Unterhaltung. Es wirkt auf mich wie eine oberflächliche Art des Reisens, bei der Reisende oft in künstlich geschaffenen „Touristenblasen“ verweilen ohne den authentischen Kontakt mit den Einheimischen oder der Kultur des Landes zu vertiefen.

Wir leben in einer Zeit, in der es uns möglich ist, diese wunderschöne Welt mit all ihren Wundern zu bereisen – ein Privileg, das wir schätzen und nutzen sollten.

Wir werden nicht aufhören zu erforschen, und das Ende all unseres Erkundens wird sein, an den Ort zu gelangen, an dem wir begannen, und diesen Ort zum ersten Mal zu verstehen.

Jede Reise hilft uns, uns selbst und unsere Herkunft besser zu verstehen. In einer Welt voller Unsicherheiten und Konflikte ist dies wichtiger denn je. Ich bin überzeugt, dass gerade die persönlichen Begegnungen und der Dialog mit Menschen verschiedener Kulturen den Frieden fördern kann.

Ich wünsche Ihnen alles Gute auf Ihrer Reise und freue mich, wenn wir mit TOP MOUNTAIN TOURS ein Teil von dieser sein dürfen.

Ihr
Stefan Härter

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