ÜBERSICHT

TREKKING ZUM

Nanga Parbat, 8125 m, und K2, 8611 m

Michael Beek Text und Fotos


Traum-Trekking in Pakistan

Dem interessierten Trekker und Bergsteiger bietet Pakistan eine unglaubliche Vielfalt: quirlige Großstädte in der Tiefebene, tief eingeschnittene Flusstäler, Oasensiedlungen mit blühenden Obstbäumen, darüber wilde Berge, fünf davon über 8000 m Höhe. Beeindruckend, wie die Bergbewohner seit Jahrhunderten in dieser rauhen Bergnatur (über-)leben.

Beide Reisen, zum Nanga Parbat und zum K2, beginnen in ­Islamabad. Von der oft heißen und hektischen Metropole ­Pakistans fährt man durch das Himalaya-Vorgebirge das ­Kaghan Tal hinauf und über den 4170 m hohen Babusar-Pass hinunter nach Chilas auf 1150 m im Industal. Diese Anreise in den Norden ist sehr angenehm, da dabei das heiße Industal von Thakot bis Chilas umgangen wird.


Begegnung auf der Anreise Berühmte Märchenwiese am Nanga Parbat Nanga Parbat im Abendlicht K2, zweithöchster Berg der Erde Gasherbum IV


Kurz hinter Chilas gelangt man an den sogenannten Pamirknoten, hier fließt der Indus von Osten kommend um den Nanga Parbat herum nach Süden in Richtung arabisches Meer. Der Nanga Parbat ist der westlichste Eckpfeiler des ­Himalaya-Gebirges. Im Osten beginnt der Hindukusch und der Karakorum liegt im Norden. Karakorum ist ein turktar­tarisches Wort und bedeutet „schwarze Berge“. Dafür verantwortlich ist das schwarze Schiefergestein. Das Gebiet des Zentralkarakorums ist bis heute kaum kartographiert. Es gibt Teile, die noch nie ein Mensch betreten hat.

Der Karakorum ist gut 200 km breit und 550 km lang. Ein kleiner Teil liegt in China und in Indisch-Kaschmir. Der überwiegende Teil ist pakistanisches Staatsgebiet. Die größten Gletscher außerhalb der Polregionen und Patagonien fließen durch den Karakorum. Der Braldu-, Hispar-, Biafo-, Batura-, Baltoro- und Siachengletscher, um nur einige der mehr als 350 Gletscher zu nennen. Es ist die größte Eisanhäufung von Gletschern außerhalb der Polregionen. Einige der höchsten Gipfel unserer Erde liegen im Karakorum. Der K2 (Chogori), Broad Peak (Falchen Kangri) und Gasherbrum I und II sind über 8000 m hoch. Über hundert weitere Berggipfel ragen mehr als 7000 m in die Höhe, wovon die meisten nicht mal einen Namen tragen, geschweige denn je einen Eispickel gesehen haben. Das Gebiet des Zentralkarakorums ist bis heute kaum kartographiert. Es gibt Teile, die noch nie ein Mensch betreten hat.

Der Karakorum ist ein sehr junger Gebirgszug und er befindet sich immer noch im Auffaltungsprozess. Stetig drückt die indische Landplatte unter die Zentralasiatische und hebt damit das Gebiet jedes Jahr um wenige Zentimeter in die Höhe. Dies ist auch der Grund, warum es kein zweites ­Gebirge auf dieser Erde gibt, das so ungestüm und schroff ­ in den Himmel ragt.



Unser Treck zum Concordiaplatz am K2 führt über Chilas nach Skardu. Der Ort ist neben Gilgit ein Hauptversorgungsstützpunkt in Gilgit-Baltistan. Hier starten wir mit Jeeps hinauf nach Askole, 2950 m, Starpunkt zum Concordiaplatz auf 4600 m. In sechs Tagen erreicht man diesen Gletscherthron, von dem man den mächtigen K2 erstmals sieht. Ein wahrlich beeindruckendes Erlebnis, ist er doch mit seinen 8611 m der zweithöchste Berg der Erde. Falls die Wetter­verhältnisse es zulassen, überschreiten wir den über 5650 m hohen Gondokhoro-La (Pass), der uns hinüber ins Hushe-Tal führt und gelangen über Khaplu zurück nach Skardu im ­Industal.

Mit seinen atemberaubenden Ausblicken auf die höchsten Gipfel des Karakorums gehört dieser Treck mit zu den schönsten Touren im Karakorumgebirge. Von Chilas ist es nicht weit zur legendären Märchenwiese, an der einst ­Herman Buhl verweilte, bevor er den Gipfel des Nanga ­Parbat erreichte.

Die Nanga Parbat-Umrundung beginnt auf der Südseite des Berges in Tarshing und führt an der Rupal Flanke entlang zum 5377 m hohen Mazeno Gah (Pass) hinüber zur Westseite des Berges. Wir überqueren den Zargialo Pass, den ich 1994 entdeckte und der direkt an den Diamir Gletscher hinunter führt. Nach vier weiteren Tagesetappen und über zwei weitere Pässe erreichen wir dann schließlich die Märchenwiese. Ein traumhaft schöner Platz.

Die Nanga-Parbat Umrundung ist in sofern etwas besonderes, da sie völlig abseits der Touristenpfade und durch sämtliche Vegetationsstufen führt. Es gibt wenig ausgetretene Pfade, der Weg muss oft neu entdeckt werden.

Interessanterweise leben in den verschiedenen Bergtälern, die wir durchqueren, völlig unterschiedliche Bergbauern, sowohl kulturell als auch religiös. Auf der Südseite leben fast ausnahmslos Shiiten, deren kulturelle Wurzeln in Kashmir liegen. Der Name Nanga-Parbat bedeutet in Sanskrit nackter Berg. Im Westen und im Norden des Berges leben hingegen überwiegend sunnitische Darden mit ihrer eigener Kultur und Sprache (Shina), bei Ihnen wird der Nanga-Parbat „deamorai“ genannt, daraus wurde dann „Diamir“, was so viel bedeutet wie „Thron der Feen oder Geister“.

Schon Anfang der 90er Jahre habe ich darauf bestanden, dass während eines Trecks rund um den Nanga zwischen den Bergtälern die Träger gewechselt werden, denn dadurch fühlt sich dann niemand benachteiligt und es ist gerechter für alle.

Die Nanga Parbat-Umrundung ist eine meiner Lieblingstrekkingtouren. Nicht weniger als 13 Mal habe ich diesen anspruchsvollen Treck geführt und er zählt nach wie vor für mich als ein absolutes Highlight im westlichen Himalaya. Eine großartige Tour!


K2

Michael Beek Portrait

MICHAEL BEEK arbeitet seit 1985 in Nordpakistan als Trekkingführer, Expeditionsleiter und Reisejournalist. Zahlreiche Artikel in Fachzeitschriften sowie drei eigene Reiseführer wurden über die Jahre ver­öffentlicht. Den ersten Kontakt mit Pakistan bekam Michael Beek 1981 dank einer Einladung von Karl Herrligkoffer zum Nanga Parbat. 1983 organisierte er als Expeditionsleiter eine eigene Expedition zur Südwestflanke des Berges. Der Gipfelerfolg scheiterte wie schon 1981 an zu viel Schnee oberhalb von 7000 m. Fasziniert von Pakistan, seiner Kultur und den hohen Bergen leitet Michael 1985 seine erste Reisegruppe rund um den Nanga Parbat. ­Es sollten viele Führungen in allen Teilen Nordpakistans folgen. Im Laufe der Jahre wird Pakistan zu seiner zweiten Heimat. Und wenn der Berg- und Trekkingführer, Fotograf und Autor von seiner emotionalen Beziehung zum Nanga-Parbat, Hunza und dem Karakorum /Himalaya berichtet, klingt es wie ein Versprechen von Abenteuer und einer einzigartigen Reise.


Für TOP MOUNTAIN TOURS leitet Michael Beek im Sommer 2020 das Trekking rund um den Nanga Parbat. | ZUR REISE |

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