8. TAG DES BERGES 2018 am 10. November 2018
im Kloster Andechs/Florian-Stadl
Der Florian-Stadl wird für einen Tag zum Basislager
Schon vor dem offiziellen Beginn war die Wiedersehensfreude groß. Viele Freunde und Bekannte, die gemeinsam in den Bergen unterwegs gewesen waren, trafen sich nun im Florian-Stadl im Kloster Andechs wieder. Insofern hat sich der TAG DES BERGES auch zu einem Familientreffen von TOP MOUNTAIN TOURS entwickelt.
Inhaber Günther Härter eröffnete um zehn Uhr den 8. TAG DES BERGES offiziell und konnte die zahlreichen Besucher und viel Bergsteigerprominenz begrüßen. Eingefunden hatten sich unter anderem: der Honorar-Generalkonsul für Nepal, Ludwig Greißl, der zusammen mit dem ebenfalls anwesenden Erich Reismüller im Frühjahr 1965 die 7455 m hohe Gangapurna in Nepal erstbestieg; Günter Sturm, der zu Beginn der 70er-Jahre die ersten Trekkinggruppen organisierte und die Reisen zu den Bergen der Welt konsequent weiterentwickelte; die Teilnehmer der deutschen Everest-Expedition von 1978; Gaby und Sigi Hupfauer, in den 80ger-Jahren das erfolgreichste Achttausender-Ehepaar, Helga Hengge, die erste erfolgreiche deutsche Besteigerin des Mount Everest; Andi Heckmair, der „Vater der Transalp“.
Top Vorträge von Kunden und Bergprofis
Was dann folgte, war eine eindrucksvolle Mischung aus Expeditions- und Trekkingberichten – von Kap Hoorn bis Baffin Island, von Island bis Papua-Neuguinea, von der Eiger-Nordwand bis zum Mount Everest. Schon um 10 Uhr war der Florian-Stadl gut gefüllt.
Zum Auftakt entführten die Stammkunden Dr. Kathrin Steins und Dr. Franz Bundscherer das Publikum zum großartigen Lodge-Trekking zum Kanchenjunga, 8598 m. Besonders eindrücklich: die Ankunft im Kanchenjunga-Basecamp Pangpema auf 5.150 Metern Höhe und zahlreiche Videos, die Bundscherer und Steins geschickt in ihren Vortrag einflochten. Das Kinderärzte-Duo faszinierte die Zuschauer mit packenden Bildern und einer sorgfältig abgestimmten Soundshow.
Helga Hengge, die erste deutsche Frau, die den Mount Everest erfolgreich im Auf- und Abstieg bezwang, präsentierte in ihrem eindrucksvollen Vortrag die „Mondberge“, den mehr als 5.000 Meter hohen Ruwenzori in Uganda. Das Publikum zeigte sich von ihrem behutsamen und einfühlsamen Vortragsstil, bei dem sie jedes Wort sorgfältig abwog, von Beginn an verzaubert. Für Hengge, die 2011 mit dem Mount McKinley den letzten der Seven Summits bestieg, steht nicht Heroismus, sondern die Selbstfindung im Gebirge und der „Berg als Wesen“ im Vordergrund ihrer Unternehmungen.
Prof. Udo Kellner, der eigens in seinem Elektroauto vom nordrhein-westfälischen Porta Westfalica nach Andechs reiste, bestieg anschließend zusammen mit den Zuschauern den 4.985 Meter hohen Lenana im Massiv des Mount Kenya und anschließend den rund 900 Meter höheren Kilimandjaro. Mit seinem ton- wie bildgewaltigen Vortrag machte der Pathologe Lust auf die afrikanischen Bergriesen, deren Dimensionen im Falle des Kilimandjaro nicht nur für Alpenbergsteiger schwer zu fassen sind.
„Skitouren auf Island“ – Martin Winkler und Stefan Arlt erzählten anschließend von mehreren Firn-Vergnügen nahe am Polarkreis. Auf ihrer Reise stand jedoch nicht nur der Schnee im Vordergrund, sondern auch das Drumherum: Sightseeing in Reykjavik, der warme Whirlpool des Hotels und das tolle Team, das sich während der Reise gefunden hat.
Auf der Bühne: 9 Teilnehmer der Everest-Expedition 1978
„Everest 1978 – in Jeans auf das Dach der Welt“ – so hatte Deuter-Mastermind Bernd Kullmann seinen rund einstündigen Vortrag überschrieben. Mit einem ironischen Augenzwinkern nahm Kullmann den inzwischen bis auf den letzten Stuhl besetzten Saal mit auf die von Karl-Maria Herrligkoffer organsierte Expedition auf den Everest. Der 24-jährige Kullmann bezwang den Berg in einer Jeans – auch um etwas zu provozieren, wie er zwinkernd zugab. Nur zwei Sorten Konservendosen-Nahrung, Zelte, die eher an eine Hundehütte als an eine Expeditionsunterkunft erinnern, dazu eine Zivilisationsferne, wie sie im Social Media-Zeitalter manch einer gerne wieder hätte – Kullmanns Vortrag sollte auch zum Nachdenken anregen.
Das Highlight des 8. TAG DES BERGES war das Zusammentreffen neun der damaligen Expeditionsteilnehmer, die unter der bergsteigerischen Leitung von Sigi Hupfauer am Everest waren. Darunter Hans Engl, nach Reinhold Messner und Peter Habeler der dritte Mensch, der den Everest ohne Sauerstoff besteigen konnte.
Auch dieses Jahr wurde der Tag des TAG DES BERGES von Ernst Vogt, Leiter des Rucksackradios auf Bayern 2, moderiert. Er entlockte den „glorreichen 9“ das ein- oder andere Bonmot, sodass diese einmalige „Everest-Expertenrunde“ wohl vielen der Anwesenden lange in Erinnerung bleiben wird.
Robert Jasper, der „Hausmeister der Eiger-Nordwand“, ist seit Jahren einer der profiliertesten, aber auch sympathisch-zurückhaltendsten deutschen Extrembergsteiger und Kletterer. Zusammen mit Stefan Glowacz bezwang der Südschwarzwälder im Jahr 2016 eine neue Route am „Turret“ auf Baffin Island. Für die Zuschauer gefühlt eine Tortur, für Jasper nur eine von vielen Expeditionen in die entlegensten Regionen der Erde und die Erfüllung seiner Leidenschaften. „Bergsteigen am Ende der Welt“ hieß dann auch sein Vortrag.
Monte Sarmiento: allein der Name lässt Berg-Kennern das Wasser im Munde zusammenlaufen und, aufgrund seiner Abgeschiedenheit und der Komplexität der Anreise und des Aufstiegs, womöglich auch das Blut in den Adern gefrieren. So ist es auch eine eiskalte Expedition, auf die Jasper das Publikum entführte. Die Kombination aus einer sturmumtosten Anreise per Segelschiff und einem Aufstieg über tiefe Sümpfe und zerrissene Gletscher, verlangte Jasper und seinen Kameraden alles ab.
Bruno Baumann, der bild- wie wortgewaltige Reiseschriftsteller und Fotograf, rundete den 10. Tag des Berges 2018 ab. „Über alle Grenzen – Das Leben als Reise“: Baumann gab seinem Vortrag einen autobiographischen Anstrich und spannte den Bogen vom Plüsch-Kamel in der Kindheit bis hin zu seiner großen Leidenschaft, der Erforschung der Wüsten dieser Erde. In seinem gewohnt eindringlich-markanten Vortragsstil erläuterte der geborene Steiermärker sein Leben als Reisender. Von Griechenland bis Kenia, von Tadschikistan bis Tibet – bis hin zu einer halsbrecherisch anmutenden Expedition in Papua-Neuguinea. Baumann hat vieles gesehen – sei es als Fotograf für den Spiegel und andere Auftraggeber, sei es aus Neugier und Entdeckungsdrang.
Langsam wird die Erde kleiner, wie von einer Raumstation blickt der Betrachter hinab auf den filigran wirkenden Globus mit seiner verletzlichen Hülle. Baumann nutzt Animationen, um komplexe Sachverhalte prägnant zu präsentieren. „Der Klimawandel und das erneute Hochziehen von Grenzzäunen, das sind die Themen, die die Menschheit bewegen sollten“, beschließt er seinen rund zweistündigen Vortrag.
Günther Härter beschließt den TAG DES BERGES, bedankt sich bei den Besuchern fürs Dabeisein und dankt den Referenten, den Ausstellern, dem Organisationsteam und dem Moderator Ernst Vogt für den gelungenen TAG DES BERGES, der allen in bester Erinnerung bleiben wird.